Peter Rühmkorf wurde am 25.10.1929 in Dortmund geboren. Seine Kindheit verbrachte der uneheliche Sohn eines reisenden Puppenspielers und der Lehrerin Elisabeth Rühmkorf bei seiner Mutter in Warstade bei Stade.
Von 1951 bis 1957 studierte er Germanistik und Psychologie in Hamburg. Mit Werner Riegel gründete er im Dezember 1952 die hektographierte Zeitschrift »Zwischen den Kriegen«, in der er unter verschiedenen Pseudonymen Gedichte und Essays veröffentlichte.
Später schrieb er für den von seinem Schulfreud Klaus Reiner Röhl ins Leben gerufenen »studentenkurier« (ab 1957 »konkret«) und wurde dort unter anderem bekannt mit der Kolumne »Leslie Meiers Lyrikschlachthof«.
In Adenauers »Restauratorium« (P. R.) rief Rühmkorf, der sich auf den Expressionismus bezog, zunächst zusammen mit Werner Riegel die Literaturbewegung des »Finismus« aus. In Abgrenzung zu den Stunde-Null-Literaten sahen die Finisten nach dem Krieg weniger die Chance auf einen Neuanfang als das bereits unter den Nationalsozialisten eingeläutete Ende einer literarischen Epoche. Rühmkorfs Lyrik gewann in diesen Jahren ihren unverwechselbaren Ton, der intensive Empfindung, außerordentliche Bildung und groteske Alltagsbeobachtungen zwanglos im Vers vereinen konnte (erste Veröffentlichungen: »Heiße Lyrik«, zusammen mit Werner Riegel (1956), »Irdisches Vergnügen in g« (1959)). Sein poetisches Werk entstand in Auseinandersetzung mit historischen Formen; er bediente sich seiner poetischen Mittel niemals naiv. In seinen Essays setzte er sich immer wieder kritisch mit Tendenzen der Gegenwartslyrik auseinander, wobei ihm die harmlose Naturlyrik der Adenauer-Zeit ein Dorn im Auge war, er sich aber später genauso wenig mit der Agit-Prop-Lyrik der studentenbewegten Zeiten anfreunden konnte. Rühmkorf beharrte in seiner Lyrik wie in seinen poetologischen Schriften darauf, daß die erkennbare Subjektivität des lyrischen Ichs ebenso wenig verzichtbar sei wie die Welthaltigkeit des Gedichts und dessen Bezug zu den politischen und geschichtlichen Bedingungen, unter denen es entstand.
Sein Interesse am Formalen, am Reim und seiner Wirkung führte ihn zu den Ursprüngen des Reims, zu Kinderversen und anderem lyrischen Bodensatz. Mit großer Neugier sammelte er diese Verse und beschrieb sie; darunter auch die ordinären, anarchischen und einschlägig sexuellen, beleidigenden Stücke, die in den betulichen Sammlungen früherer Jahre keine Berücksichtigung gefunden hatten (»Über das Volksvermögen« (1967)).
Von 1958 bis 1963 war Rühmkorf als Verlagslektor für den Rowohlt Verlag tätig. Während der sechziger und siebziger Jahre arbeitete er an mehreren Theaterstücken; danach schrieb er eine Sammlung »aufgeklärter« Märchen (gesammelt in »Der Hüter des Misthaufens« (1983)). 1969/70 hielt er Gastvorlesungen in den USA, 1985/86 war er Gastdozent an der Universität Paderborn.
Aus seinen regelmäßigen Tagebuchaufzeichnungen entstanden die Bücher »TABU I« (Tagebücher 1989–91 (1995)) und »TABU II« (Tagebücher 1971–72 (2004)). Zur Entstehung seiner Lyrik veröffentlichte er »Selbst III. Aus der Fassung« (1989). In diesem Band wurden sämtliche Vorstufen und Bearbeitungszustände des Gedichts »Selbst III 1988« auf mehreren hundert Seiten als Faksimiles dokumentiert.
Mit den Musikern Michael Naura und Wolfgang Schlüter rief Rühmkorf in den sechziger Jahren die Veranstaltungsform »Jazz & Lyrik« ins Leben. Nach vielen gemeinsamen Auftritten in der Bundesrepublik und der DDR arbeitete Rühmkorf ab 2001 auch mit anderen Musikern zusammen.
Peter Rühmkorf starb am 08.06.2008 in Roseburg (Schleswig-Holstein). Er hinterließ seine Frau Eva Rühmkorf, Psychologin, Staatsrätin in Hamburg und Ministerin des Landes Schleswig-Holstein a. D., mit der er seit 1964 verheiratet war. Eva Rühmkorf starb am 22.01.2013.
Sein Nachlaß liegt im Deutschen Literatur-Archiv in Marbach. Die Edition seiner Werke wird betreut von der Arno Schmidt Stiftung, die auch die Urheberrechte am Werk Rühmkorfs besitzt.
Auszeichnungen (Auswahl):
1964/65 erhielt Rühmkorf ein Stipendium für die Villa Massimo in Rom. 1979 erhielt er den Erich-Kästner-Preis, 1980 den Bremer Literaturpreis und 1986 den Arno Schmidt Preis. 1987 wurde er documenta-Schreiber der Stadt Kassel. Rühmkorf war korrespondierendes Mitglied der Akademie der Künste der DDR und erhielt 1988 den Heinrich-Heine-Preis (DDR), 1989 die Ehrendoktorwürde der Universität Gießen. 1993 wurde ihm der Georg-Büchner-Preis verliehen, 2000 der Hoffmann-von-Fallersleben-Preis für zeitkritische Literatur und der Johann-Heinrich-Voß-Preis für Literatur. 2002 erhielt er den Joachim-Ringelnatz-Preis, 2003 den Nicolas-Born-Preis, 2005 den Erik-Reger-Preis. 2009 wurde ihm posthum der Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor verliehen.